ich (Gast) - 9. Feb, 16:54

zunächst: ein geniales thema, eine solide analyse und ein wunderschöner text - darauf kannst du stolz sein!

achtung - das ist richtig - beginnt bei dir selbst. wer sich selbst nicht achtet, kann dies auch von anderen nicht erwarten (oder wird es zumindest nicht so empfinden oder annehmen). und richtig ist auch: die selbstachtung wächst in dem maße, in dem man eigene ziele erreicht - nicht die, die von anderen gesteckt werden. sondern indem man schafft, was man sich selbst vorgenommen hat.

dass zwei menschen sich nicht immer in derselben geschwindigkeit entwickeln, ist klar - und man kann es deshalb auch keinem vorwerfen. es geht nicht darum, dass der eine große ziele erreicht und der andere kleine. es geht darum, ob einer überhaupt ziele hat und sie verfolgt.

ich halte es für erstrebenswert, sich stetig weiterzuentwickeln. das leben ist dazu da, damit wir uns verändern, reifen, über uns hinaus wachsen. es ist wie in einer flussfahrt gegen den strom: wer stehen bleibt, fällt schon zurück. was man im übrigen hervorragend an älteren menschen beobachten kann: die fitten - geistig wie körperlich - sind immer die, die nicht stehen bleiben, die sich mit der rente nicht einfach nur noch ausruhen. diese menschen, die sich ständig herausfordern und weiter gehen (das tempo mag wechseln) leben meist nicht nur länger und wacher - sie sind auch glücklicher!

du hast dich in den vergangenen jahren durchaus entwickelt - in jüngster zeit sogar deutlich schneller, positiver, bemerkens- und bewundernswert. das achte und schätze ich sehr, und darauf kannst du sehr stolz sein. ich bin es!

ich finde nur, deine eigene wertschätzung sollte sich von meiner mehr emanzipieren. unabhängig davon wie ich mich entwickele - ob schneller oder langsamer, mehr oder weniger - solltest du deine eigenen ziele stecken und versuchen, sie zu erreichen. wo ich kann, will ich dich dabei unterstützen. was freilich manchmal auch bedeuten kann, dich herauszufordern, widerstände zu simulieren, um deinen ehrgeiz zu verstärken. umso süßer wird der sieg hinterher schmecken. das erwarte ich umgekehrt genauso.

es mag auch einige zeit stillstand geben. wer voran prescht, muss auch mal ausruhen. doch auch dabei bleibt eines gewiss: es gibt in jeder beziehung höhen und tiefen, phasen größerer und kleinerer wertschätzung. aber über allem steht eine entscheidung, meine entscheidung für dich: dass ich dich lieben und achten will mein leben lang.

_nayeli_ - 9. Feb, 21:44

Ich habe deinen Kommentar schon x-mal gelesen und auf mich wirken lassen. Meine Gedanken sind durch deine Worte noch einmal klarer geworden und ich habe daraufhin den Blogeintrag noch einmal am Ende verändert.
_nayeli_ - 9. Feb, 21:50

Ein Gedanke läßt mich nicht los. Ist den anderen achten, tatsächlich eine bewußte Entscheidung?
Du kennst meinen sehnlichsten Wunsch: Ich möchte von dir geliebt werden einfach nur so, nicht um der Taten willen.
Wenn du sagst, dass "über allem deine Entscheidung steht mich zu lieben und zu achten dein/mein Leben lang", impliziert es eigentlich meinen Wunsch.
yester - 9. Feb, 22:01

Achtung erwächst genauso wie Liebe. Achtung ist etwas, was nicht einfach da ist, schon gar keine bewusste Entscheidung, sondern Achtung entsteht, und zwar immer auf´s neue, dann, wenn die Dinge sich abarbeiten, zu Gewohnheit werden, sich aufreiben.

Es gibt viele verschiedene Arten der Achtung, so wie es verschiedene Formen der Liebe gibt. Und ja, wer sich selbst nicht achtet, der kann das nicht von anderen erwarten.
_nayeli_ - 9. Feb, 22:08

Dann kommen wir zu der Frage: Kann ich mich dazu entscheiden, jemanden zu lieben?
Klingt jetzt merkwürdig, aber ich glaube in Ansätzen "Ja". Wenn es in meiner Beziehung kriselt, kann ich mich dazu entscheiden einen Schonraum zu schaffen, und eindeutige Angebote von außen abzublocken. Ich kann meine Gedanken umpolen und das Gute, Begehrenswerte im anderen zu suchen.
Ich denke, in einer Schieflage kann ich mich bewußt für meinen Partner entscheiden.
Aber am Anfang muß es diese Initialzündung geben, damit Liebe wachsen kann, die Fortführung einer Partnerschaft ist ansonsten nur Krampf.
yester - 9. Feb, 22:14

Nein, man kann sich nicht entscheiden zu lieben, man tut es oder man tut es nicht, jedes Bemühen ist der Beweis, dass man es im Grunde seines Herzen doch nicht tut.
Was du beschreibst, dieser Schonraum, das ist keine Entscheidung zu lieben, sondern das ist ein in sich hineinhorchen, ob da noch Liebe ist, ob sie noch da ist und nur vom Alltag verschüttet wurde. Um das Gute im anderen zu suchen, muss man wissen, dass es da ist, muss sich daran erinnern, dass es da ist und um das zu können, muss man lieben, denn Liebe sieht Dinge, die das Auge nicht sieht, weiss Dinge, die das Auge nicht sieht.
Man kann sich nicht entscheiden zu lieben, genauso wenig kann man sich entscheiden, nicht zu lieben. Man kann sich wehren oder streben, aber tun tut das Herz letztendlich doch das, was es tut.
waschsalon - 9. Feb, 22:27

nein, das sehe ich anders. was allerdings daran liegt, dass ich finde, dass der verstand IMMER über dem gefühl steht. gefühle kommen und gehen, mal länger, mal kürzer. aber sie bestimmen nicht mein handeln! ich kann mich entscheiden, sie zuzulassen oder nicht. deutlich wird das, wenn man die romantische liebe durch zerstörerischen hass ersetzt. wäre jeder mensch seinem gefühl unterworfen, würden wir viel öfter prügeln und morden. aber das tun wir nicht, weil wir unsere gefühle kontrollieren und steuern können.

es mag vielleicht keine romantische vorstellung sein - aber eine realistische: ich kann mich entscheiden, einen menschen ein leben lang zu lieben. dazu ist es sicher nötig ihn initial zu lieben - ohne verstand. ich unterscheide dann allerdings auch zwischen liebe und schwärmerei. die intensität der liebe mag schwanken - und vielleicht endet sie auch vorzeitig (trotz verstand) - aber ob ich mich einem anderen gefühl, einem anderen menschen ausliefere und hingebe, entscheidet mein verstand. nicht mein herz.
_nayeli_ - 9. Feb, 22:35

Wahrscheinlich meinen wir das Gleiche und dennoch widerspreche ich, um herauszustellen was ich denke: Eine Partnerschaft zu führen läuft nie einfach, gerade und weich. Ich muß mich schon manches Mal abmühen, und das Liebenswerte im anderen suchen, weil der Alltag uns einholt, die Umstände extrem schwierig und belastend sind. Dann kann die "Liebe" in unserer Partnerschaft schon ein Bemühen sein. Aber ich bemühe mich um unser beider willen.
Ich weiß auch, dass es Phasen gab, in denen ich - auch nach dem Hineinhorchen - nicht wußte, ob ich ihn noch liebe. Aber ich habe mich dann dazu entschieden ihn neu zu suchen, zu entdecken .... und heute weiß ich, dass ich ihn liebe. Von ganzem Herzen.
Auch da wo ein wirklich trockener Acker ist kann noch neues wachsen.
yester - 9. Feb, 22:50

Ja, der Verstand und das Gefühl.... das eine und das andere, beides oft miteinander streitend.

Man kann beschließen, sich nicht vom Weg abbringen zu lassen, das stimmt, aber man kann mit dem Verstand nicht seine Gefühle regulieren, man kann sie unterdrücken oder leugnen, aber nicht ausradieren. Und man kann sich für oder gegen sie entscheiden, was sie jedoch trotzdem nicht tilgt. Und dennoch ist es in der Tat der Verstand, der Entscheidungen trifft......
waschsalon - 9. Feb, 22:56

doch, glaub mir, man kann sie ausradieren. ich hab das bereits hinter mir. mit einer sehr unglücklichen jugendliebe. es geht. ist schmerzhaft. tut sauweh. aber es geht.
yester - 9. Feb, 22:57

Liebe ist immer Bemühen, nayeli, wenn man sich nicht mehr umeinander bemüht, gibt man einander das Gefühl, nicht mehr wichtig zu sein. Liebe ist Arbeit, Ehe ist Arbeit, jede Partnerschaft ist Arbeit. Manchmal mehr, manchmal weniger. Manchmal weiss man, dass man liebt, manchmal vergisst man es.

Es stimmt, man muss sich entscheiden, neu zu suchen und zu entdecken, wenn man glaubt, verloren zu haben oder verloren gegangen zu sein. Und alleine die Mühe, danach zu suchen, hat in meinen Augen etwas mit Liebe zu tun.
yester - 9. Feb, 22:59

Es geht, sagst du. Ja, vielleicht, aber wie?
_nayeli_ - 12. Feb, 22:12

Das klingt jetzt vollkommen nüchtern und herzlos, aber ich glaube zuallerst muß man alle Erinnerungsstücke beseitigen, das Liebgewonnene aus dem Leben räumen, sonst kann man den Menschen nicht loslassen. Jede Erinnerung läßt einen wieder in den Kummer zurückfallen und den Schmerz intensiv empfinden.
Das Aufräumen tut verdammt weh, aber anders geht es nicht.
Und die entstandene Lücke muß aufgefüllt werden, mit Ablenkung von Stunde zur Stunde, von Tag zu Tag, von Woche zu Woche. Und vielleicht gibt es ja schon einen Menschen auf dem Weg, der die ganze Zeit wartet.

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