17
Jan
2006

Der goldene Käfig

Ich bekenne, ich bin eifersüchtig.


Eifersucht ist eine Sucht ist eine Sucht.


Plötzlich durchfährt es mich heiß. Der Boden wankt unter meinen Füßen. Meine Gedanken flattern. Ich bekomme Angst, unbeherrschbare Angst davor, du könntest dich von mir abwenden. Ich bin dir nicht mehr gut genug. Ich interessiere dich nicht mehr. Du drehst mir den Rücken zu, suchst die Nähe einer anderen Frau und stillst deine Lust bei ihr.
In diesem Augeblick überkommt mich tiefe Eifersucht.

Du leidest unter dieser Empfindung und ich werde immer wieder von dieser Sucht getrieben. Es ist ein Teil meiner Persönlichkeit, die unsere Beziehung stark gefährdet.
Oft schon haben wir geforscht, warum ich eigentlich so eifersüchtig bin. Eine klare Antwort auf diese Frage kennen wir nicht. Ich habe mich selber reflektiert, wir haben gemeinsam analysiert. Du warst mir ein liebevoller Ratgeber, hast dir immer wieder meine Ausbrüche angehört. Und viele Male haben wir nach Lösungen, Strategien dagegen gesucht.

Eifersucht überfällt mich. Ich kann mich kaum dagegen wehren. Es ist ein Gefühl, dass ich nicht mit rationalen Denkmustern beherrschen kann. Eifersucht spielt sich nicht im Kopf ab. Eifersucht sitzt im Bauch, und weigert sich, sich vom Kopf in geordnete Bahnen gelenkt zu werden. Sie macht sich das Gehirn zu eigen und steuert es. Eifersucht lebt mich, und läßt mich Dinge tun, für die ich mich selber hinterher Ohrfeigen könnte.

Wenn ich gerade "clean" bin, ärgere ich mich über selber. Du gibst mir wirklich keinen Grund eifersüchtig zu sein. Du schreibst zärtlich über mich. Ich habe es schwarz auf weiß, wie sehr du mich begehrst. Du hast mir schon so oft gesagt, dass du mich liebst. Du stellst dich hinter mich, redest nie gegenüber anderen schlecht von mir. Du achtest mich, was für mich sehr wichtig ist.

Meine Eifersucht existiert schon so lange wir uns kennen. Du warst in meine beste Freundin verliebt. Ein nette, charmante, pfiffige, extrovertierte Blondine. Drei Jahre lange habe ich beobachtet, wie du um sie geworben hast, ihr den Hof gemacht hast, während ich als das unscheinbare Mäuschen im Hintergrund stand. Ich fiel nicht auf, war sehr zurückhaltend, aber total in dich verliebt.
Dann gab sie dir engültig einen Korb. Ich hörte mir deinen Liebeskummer an. Wir waren auf eine besondere Weise innig miteinander, aber im Grunde genommen war ich die zweite Wahl. In unserem Freundeskreis war man ein wenig überrascht, als wir uns als Paar präsentierten. Sie konnten sich alle nicht vorstellen, dass unsere Beziehung lange hält.

Ich kannte deinen Charme, war ich ihm doch selber verfallen. Diesen Charme hätte ich am liebsten nur bei mir selber erlebt. Du bist kein Casanova, aber du liebst es mit deiner sympathischen Ausstrahlung zu spielen und mit anderen Frauen zu flirten. Mich macht das eifersüchtig.

Eigentlich sollte ich stolz sein. Frauen lieben deine Gegenwart, öffnen dir ihre Gedankenwelt, lassen gerne ihr Selbstwertgefühl von dir aufpolieren, und suchen gerne deine Nähe; doch ist es leider die Nähe, die ich am liebsten für mich alleine hätte.
Du beschreibst unser Verhältnis immer so: Ich versuche dich in einen goldenen Käfig zu sperren. Doch du willst dich nicht einsperren lassen. Dein sehnlichster Wunsch ist es, dass ich dich fliegen lasse. Du brauchst deine Freiheit. Und ich soll dir vertrauen, dass du immer wieder zu mir zurückkehrst. Wenn ich dich hingegen einsperre, kann es sein, dass du tatsächlich einmal heimlich ausbrichst. Für immer.

Ich muß lernen, dass ich dich nicht besitze, sondern dass du mich ausgewählt hast aus freien Stücken. Aber wahrscheinlich liegt darin das Problem: Ich kann mir nicht vorstellen, dass du mich ausgewählt hast und liebst, weil ich mich selber für so wenig erstrebenswert /liebenswert halte.

So ergreife ich wieder die alte Strategie, weil sie mir als die einzig sinnvolle erscheint. Ich will meinen Emotionen im Bauch viel entgegensetzen: Ich will lernen, mich selber zu lieben. Ich will begreifen, dass ich begehrenswert bin, dass ich warmherzig bin, dass ich ganz individuelle Vorzüge habe. Und ich will lernen, dir die Tore aufzumachen, dich fliegen zu lassen, in dem Vertrauen, dass du zu mir zurückkehrst.

Ich kann mich nicht von einem Tag auf den anderen ändern, es ist ein Weg auf dem ich mich befinde. Und ich bin dir von Herzen dankbar, dass du mich auf diesem Weg begleitest.

Ich liebe dich.

slow motion

Wir haben es langsam angehen lassen. Sehr langsam. Jede Begegnung haben wir zelebriert. Jeder Moment mit dir war eine Feier, ein rauschendes und berauschendes Fest. Jeder Augenblick mit dir war viel zu wertvoll, als dass er schnell an mir vorbeiziehen durfte. Alles war wichtig, nichts war unwichtig. Du warst wichtig. Ich war wichtig. Wir haben uns gemeinsam entdeckt, erforscht bis in den letzten Winkel. Jede Berührung war viel zu kostbar, als das sie von einer schnellen Bewegung gestört werden durfte.

Ich habe deinen Körper erspürt, mit den Händen, mit den Fingern, mit meiner Haut, mit meinem Körper, mit allem was mich ausmachte. Ich habe deinen Duft eingeatmet, dich mit meiner Zunge geschmeckt, dich förmlich aufgesogen.

Du warst für mich wie ein guter Merlot, gereift, voller Aromen mit einer ganz besonderen Note. Ich habe von dir gekostet, ich habe von dir getrunken, ich habe Dich genossen bis zum letzten Schluck.

In allem warst du liebevoll zu mir. Du warst sehr vorsichtig, wolltest mir nie wehtun und hast deine eigene Lust, deine eigenen Triebe gezügelt und gebändigt. Ich durfte meine eigene Sexualität unter deiner Obhut finden. Ich durfte mich entfalten, entblättern und aufblühen. Du hast mir alle Zeit gelassen, die ich brauchte. Du hast mich nie zu etwas überredet oder gar gezwungen. Du warst bei mir und

du hast mich geliebt.
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Luv Yu

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